Ich benutze im Anhang meist die natürlichen Einheiten, also .
Wenn nicht ausdrücklich anders vermerkt ist mit der Energie immer die Energie einschliesslich der Ruhenergie gemeint.
1.2 Die Heile Welt
Zur Bestimmung von wird die Coulomb-Kraft des
Elektrischen Feldes und die Lorentz-Kraft des Magnetfeldes benutzt:
Coulomb-Kraft: in Richtung des E-Feldes
Lorentz-Kraft:
, senkrecht auf Richtungen von und
.
ist die Geschwindigkeit des geladenen Teilchens, wie immer die
Lichtgeschwindigkeit im Vakuum.
Die Rutherfordsche Streuformel für Teilchen der
Masse , der Ladung und der Geschwindigkeit an einem sehr
schweren Kern lautet der Ladung :
(1.1) |
1.3 Kontrolle ist besser
Der Energieverlust eines geladenen Teilchens der Ladung
und Geschwindigkeit durch Ionisation pro Längeneinheit ist nach
halbklassischen Überlegungen gegeben durch:
(1.2) |
Hierbei ist die Zahl der Elektronen pro Volumeneinheit des ionisierten Materials, eine für das Material typische Frequenz, ist ungefähr die Ionisierungsenergie.
Für kleine Geschwindigkeiten () gilt also
(1.3) |
Für grosse
Geschwindigkeiten () gilt:
(1.4) |
1.4.1 Spezielle Relativitätstheorie und Quantenphysik
Was die gewöhnlichen 3-Vektoren für den Raum sind, sind
die 4-Vektoren für das
Raum-Zeit-Kontinuum:
(1.5) |
(1.6) |
(Etwas Matrix-Algebra wird ab (1.28) ff erläutert)
Lorentz-Transformationen lassen das 4-dimensionale Skalarprodukt ungeändert, wie Drehungen im Raum das 3-dimensionale.
Energie und Impuls
bilden zusammen einen 4-Vektor:
(1.8) |
Ebenso Zeit und Raumkoordinaten:
(1.9) |
Das Skalarprodukt von mit sich selbst ist die Masse mal :
(1.10) |
Der Zusammenhang zwischen Energie , 3-Impuls und Geschwindigkeit
eines Teilchens mit Masse ist demnach:
(1.11) |
Die freie Dirac-Gleichung (d.h. ohne
elektromagnetische Felder) lautet:
Der Spinor hat 4 Komponenten
(1.14) |
Die Dirac-Gleichung für ein Teilchen im elektromagnetischen Feld wird in 5.1 (5.5 hergeleitet
1.4.2 Feldtheorie und Quantenphysik
Für das folgende ist es bequem einzuführen:
den Kommutator
(1.15) |
(1.16) |
Für die Erzeuger und Vernichter von Teilchen mit ganzzahligem Spin gilt:
(1.17) |
Für Fermionen sind die Kommutatoren durch Antikommutatoren zu ersetzen.
Die vollständige Form der Wechselwirkung ist, s.
(5.5):
wobei das elektrische und das magnetische (Vektor-) Potential ist, ist die Ladung des Teilchens.
Eine innere Linie eines Quantenfeldes (der sog. Propagator) der Masse gibt Anlass zu einem Faktor: , wobei der von der inneren Linie getragene 4-Impuls ist.
Der Austausch eines Teilchens mit der Masse gibt daher
einen Faktor:
(1.19) |
Durch Fouriertransformation folgt daraus bei kleinen Geschwindigkeiten
(d.h. nichtrelativistisch) für das Wechselwirkungspotential:
(1.20) |
Für das Photon (Masse 0) folgt daraus das bekannte Coulomb-Potential, für den Austausch von Mesonen das Yukawa-Potential mit der Reichweite
Der Faktor , der beim Austausch eines Photons auftritt, ist auch Anlass für den Term bei der Rutherford-Streuung.
Der Quantenkorrektur von Abb. 1.13a (Selbstenergie)
entspricht das divergente Integral:
(1.21) |
Thomson hatte schon 1904 den Wirkungsquerschnitt für die Streuung von Licht an Elektronen mit Hilfe der klassischen Elektrodynamik berechnet. Er hatte natürlich den Fluss nicht als Fluss von Teilchen, sondern als Energiefluss betrachtet. Man kann die beiden aber leicht umrechnen, da ein Photon die Energie hat.
Der Thomsonsche Wirkungsquerschnitt ist:
Die Graphen von Abb. 1.9 führen in der Grenze verschwindenden Photonenimpulses genau zum Wirkungsquerschnitt 1.22, wenn man für die Ladung die klassische Ladung einsetzt. In diesem Falle tragen also die Quantenkorrekturen nicht bei, sondern erst bei höheren Photon-Impulsen.
1.4.3 Quantenphysik und Fehler
Obwohl die Quantenmechanik eine deterministische Theorie ist, macht sie nur Wahrscheinlichkeitsaussagen, und deshalb werden die Ergebnisse von Messungen i. a. streuen.
Ganz allgemein gilt: Ist die Wahrscheinlichkeit für das Eintreten eines Ereignisses und liegen insgesamt Möglichkeiten des Eintretens vor, dann ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung der Messwerte :
(1.23) |
Für unser Beispiel: Ist die Gesamtzahl der instabilen Teilchen und die Wahrscheinlichkeit dafür , dass ein Teilchen innerhalb einer Sekunde zerfällt , dann ist die Wahrscheinlichkeitsverteilung dafür, dass ich in einer Sekunde Zerfälle registriere (angenommen, jeder Zerfall bringt meine Messapparatur zum Ansprechen).
Für den wichtigen Spezialfall, dass sehr klein und sehr gross ist, geht diese ,,Binomialverteilung'' über in die ,,Poisson-Verteilung'':
(1.24) |
Nahe dem Mittelwert kann man diese Poisson-Verteilung auch durch eine Normal- oder Gauss-Verteilung approximieren:
(1.25) |
wird als Standardabweichung bezeichnet. Mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 2/3 liegt das aktuelle Messergebnis innerhalb des Bereiches oder umgekehrt, mit der Wahrscheinlichkeit von 1/3 liegt die Wahrscheinlichkeit ausserhalb des Bereiches ( ), wobei der aktuelle gemessene Zahl der eingetretenen Ereignisse (z.B. Zerfälle oder Streuereignisse) ist.
Wenn die mit Hilfe der Quantenmechanik exakt berechnete
Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis ist, so werden die Ergebnisse von
Messreihen dennoch nach den oben angegebenen Verteilungen streuen. Um aus
Messergebnissen auf die Wahrscheinlichkeit zu schliessen, muss ich die
Schwankungen berücksichtigen. Da die Standardabweichung
ist, erhalte ich, mit :
(1.26) |
Der absolute Standardfehler ist also
, der relative
Fehler, auf den es i. a. ankommt ist:
(1.27) |
1.5.1 Symmetrien und Transformationen
Eine Gruppe ist eine Menge von Elementen,, für die es eine Verknüpfung - i. a. Multiplikation genannt - gibt, mit den folgenden Eigenschaften:
Matrizen:
Allgemeine -dimensionale Matrix:
Produkt zweier Matrizen:
(1.29) |
Die Summe über geht von 1 bis .
Die Anwendung einer -dimensionalen Matrix auf einen -dimensionalen Vektor ergibt wieder einen Vektor:
(1.30) |
Man definiert die adjungierte Matrix als das komplex Konjugierte und Transponierte:
Eine Matrix mit reellen oder komplexen Argumenten heisst unitär, wenn
(1.33) |
Beispiel: Drehung in einer Ebene um den Winkel .
Drehmatrix:
(1.34) |
Gedrehter Vektor von :
(1.35) |
Zwei Drehungen um die Winkel und hintereinander durchgeführt
ergeben
(1.36) | |||
Für die Drehmatrizen gilt:
(1.37) |
Dies ist charakteristisch für die Drehung, da diese Eigenschaft garantiert, dass Längen von und Winkel zwischen Vektoren sich nicht ändern.
1.5.2 Das Wunder des Spins
Genau genommen sind die Drehimpulsoperatoren die Erzeugenden der Drehungen multipliziert mit .
Eine Drehung um die -Achse mit dem Winkel lässt sich mit
Hilfe der erzeugenden
darstellen als:
(1.38) |
Die Exponentialfunktion von einem Operator lässt sich z.B. über
die Potenzreihe definieren:
(1.39) |
Die Erzeugenden der ,
sind
gegeben durch die Pauli-Matrizen:
Man kann direkt die Vertauschungsrelationen nachrechnen:
(1.41) |
Die Drehung eines Spinors um die -Achse ist gegeben durch
(Potenzreihenentwicklung):
(1.42) |
Für ist und , bei einer Drehung um ist also das Negative der Einheitsmatrix! Das heisst, dass bei einer vollen Drehung um 360 ein Spinor sein Vorzeichen ändert. Dies hat experimentell bestätigte Konsequenzen.
1.6 Die Entdeckung des Positrons und des ,,Mesotrons''
Ein geladenes Teilchen der Masse und Ladung bewege
sich mit dem Impuls einem homogenen Magnetfeld.
Es gilt die Bewegungsgleichung:
(1.43) |
Für Geschwindigkeiten senkrecht zum Magnetfeld ergibt sich als Lösung eine
Kreisbahn mit Radius
Aus dem Krümmungsradius lässt sich also der Impuls bestimmen.
1.7 Frühe Beschleuniger
Für klein gegenüber der Lichtgeschwindigkeit
folgt aus 1.44
(1.45) |
(1.46) |
Für alle Geschwindigkeiten, auch nahe bei , gilt die
Beziehung:
(1.47) |
(1.48) |